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Tag des Lernens und Lehrens 2023 an der Universität Freiburg – ein Rückblick auf die Tagung

 

Um was ging es?

Nachdem der Tag des Lernens und Lehrens 2022 noch ganz im Zeichen der Rückkehr aus den herausfordernden Zeiten des Studiums und der Lehre unter Pandemie-Bedingungen stand, ging es in der diesjährigen Tagung am 24. November 2023 um den gesellschaftlichen Bezug und den reziproken Transfer sowie die Zukunftsausrichtung des Lernens und Lehrens. Die Tagung richtete sich an Studierende, Lehrende sowie Mitarbeitende in lehrunterstützenden Bereichen sowie an externe Gäste und Partner der Universität.

"Markt der Möglichkeiten" am Tag des Lernens und Lehrens als Ort für Austausch und Begegnungen

Unsere Zeit ist von bedeutenden Veränderungen geprägt, sei es die Notwendigkeit zu mehr Nachhaltigkeit, die bahnbrechenden Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz oder die zahlreichen politischen Krisen und Konflikte. Vor diesem Hintergrund stelle der universitätsweite Tag des Lernens und Lehrens 2023 die Beziehung zwischen Universität und Gesellschaft in den Mittelpunkt, so begann der Prorektor für Studium und Lehre Prof. Dr. Michael Schwarze seine Eröffnungsrede. Schwarze hob hervor, die Universität stehe inmitten des gesellschaftlichen Lebens und entfalte ihr maximales Potenzial im gesellschaftlichen Kontext. Das geschehe, wenn sie proaktiv externe Partner*innen einbeziehe. Die Studierenden seien mit ihren Uni-geprägten Mindsets schlussendlich maßgebliche Akteur*innen bei der Gestaltung der Welt.

Der Prorektor schilderte die Idee des Austauschs mit der Gesellschaft als einen reziproken Prozess, bei dem Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten. Um diese Zusammenarbeit der Mitglieder der Universität in Wissens-, Technologie- und Bildungstransfer zu unterstützen, habe die Universität Freiburg eine Transferstrategie entwickelt. Die Universität sei mit ihrem breiten Spektrum an Disziplinen, einer Vielzahl von Expertisen und kritischem Reflexionspotenzial als entscheidender Partner für (Bildungs)Transfer. Ihre Transferaktivitäten bestünden darin, Kompetenzen zu vermitteln, kreative Impulse zu setzen und Innovationen zu fördern. Der Prorektor betonte schließlich, dass Transfer letztendlich in der wissenschaftsorientierten Begegnung von Menschen stattfinde und somit vorrangig ein Humantransfer sei.

Wie die Universität Freiburg diese Strategie konkret im Bereich Studium und Lehre umsetzt, und wo engagierte Lehrenden, Studierende sowie Mitarbeitende erfolgreich Brücken in die Gesellschaft bauen und damit ihre jeweiligen (akademischen) „Blasen“ bewusst verlassen können, darum ging es in dieser universitätsweiten Tagung. In vielfältigen Veranstaltungsformaten (Projektvorstellungen, thematische Workshops, Markt der Möglichkeit, Impulsvorträge und eine Podiumsdiskussion) bot sie Lehrenden und Lernenden, Bildungsexpert*innen und Akteur*innen aus der Praxis eine Plattform zum Austausch und zur Reflexion über die Fragen: Wie kann sich universitäre Lehre und Lernen gemeinsam mit der Gesellschaft weiterentwickeln? Wie gelingt der Transfer aus der Universität in die Gesellschaft und umgekehrt? Welche Trends in der (Hochschul)bildung zeigen sich bereits heute und werden sich in 51015 Jahren etabliert haben?

 

Eröffnungs-Impulsvortrag

"Öffentlichkeiten erreichen?  kulturwissenschaftliche Reflexionen", Prof. Dr. Markus Tauschek

Welche Schwierigkeiten die Transferaufgaben in der (Lehr)praxis dennoch bereiten, davon berichtete Prof. Dr. Markus Tauschek (Institut für Empirische Kulturwissenschaft) in seinem Impulsbeitrag. Gerade vor dem Hintergrund des Zuwachses populistischer und wissenschaftsfeindlicher Bewegungen müsse die Universität ihren Studierenden Wissen über Gesellschaften und heterogene, komplexe Öffentlichkeiten (Plural) vermitteln, damit diese später ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden könnten. Dies stelle die Lehrenden vor denselben Konflikt, welcher auch in der Wissenschaftskommunikation gegenüber der Presse anzutreffen sei: die didaktische Reduktion von komplexen Thematiken. Die aktuellen Curricula würden diese Aspekte bisher allerdings nicht berücksichtigen. Darüber hinaus werde interdisziplinäre, transfer- oder projektorientierte Lehre, an welcher Studierende ein besonders hohes Interesse hätten, kaum deputatsmäßig abgebildet. Für Lehrende und Studierende entstehe dadurch ein erheblicher Mehraufwand. Studierende beklagten sich mit Recht, dass der hohe Aufwand in Lehrveranstaltungen mit Vermittlungskomponente aufgrund der starren Modularisierung nicht über ECTS-Punkte abgebildet werde. Engagierte Lehrende erhielten kaum wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Ihre Bemühungen würden nicht zu einer Erhöhung ihrer Reputation führen bzw. dieser sogar schaden. Transferorientierte Lehre sei nicht nur enorm zeit-, sondern auch kostenintensiv. Die hohen Kosten seien auf den Bedarf von flexibel einsetzbaren Ressourcen und (räumlichen) Infrastrukturen zurückzuführen. Schließlich dürften Transfer und Vermittlung, trotz oder gerade aufgrund ihrer hohen Bedeutung nicht zum hochschulpolitischen Diktat werden. Tauscheks Fazit: Transfer und Vermittlung stellen Möglichkeitsräume da, die Hochschulen aktiv gestalten müssen. Zum einen aus Gründen gesellschaftlicher Verantwortung, zum andern, weil sich viele Studierende für Fragen des Transfers immens interessieren. Diese benötigten schließlich in allen späteren Berufsfeldern die hierbei vermittelten sozialen Kompetenzen. Die Gestaltung dieser Möglichkeitsräume erfordert jedoch die Freimachung von bislang nicht zur Verfügung stehenden Ressourcen verschiedenster Art.

Erfahrungsberichte aus drei Transferprojekten

Im Anschluss an diese ersten theoretischen Einleitungen moderierte Toni Charlotte Bünemann (Abteilung Bildungstransfer) einen Erfahrungsaustausch zum Thema „Transferprojekte zwischen Universität und Gesellschaft“. Dazu hatte sie eine universitäre Kooperationspartnerin und zwei Lehrende eingeladen.

Auf dem Bild: Dr. Sarah May, Lukas Oettle, Yourui Yeo, Toni Charlotte Bünemann (v. l. n. r. )

 

Kommunale Digitalisierung

Frau Yourui Yeo, Absolventin der Universität Freiburg und Leiterin des städtischen Projekts Smart-City, berichtete über die Kooperation zwischen der Stadt Freiburg und dem Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS). Über das BOK-Modul „Service Learning“ können Studierende, die nach Transfer zwischen Theorie und Praxis suchen, bspw. im Smart-City-Projekt direkte Einblicke in die Gestaltungsmöglichkeiten einer kommunalen Verwaltung bekommen.

Das Modul "Service Learning" ermöglicht Studierenden nicht nur, neue Erfahrungsräume zu erschließen und sich in Projekten oder Initiativen gesellschaftlich zu engagieren, sondern auch für ihr Studium ECTS-Punkte zu sammeln. „Gleichzeitig profitiert Smart City aber auch von der wissenschaftlichen Perspektive der Studierenden, die in der Praxis oft zu viel Zeit beansprucht und daher untergeht“, so Frau Yeo. Natürlich gingen mit der Kooperation auch Herausforderungen einher, so etwa die konkrete Ausgestaltung der Praktika. Schließlich betonte Frau Yeo, dass der Wert der für alle Beteiligten gewinnbringenden Kooperation den zusätzlichen zeitlichen Aufwand für die Betreuung übersteige.

„Service Learning“ – Praxis im Studium erfahren  Kooperation über das Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) der Universität Freiburg und die Stadt Freiburg

 

Sport gegen Benachteiligung

Institutionell ganz anders aufgehängt ist das Projekt des promovierenden Sportwissenschaftlers Lukas Oettle. Auf seinen heutigen Forschungsschwerpunkt der sozialen Exklusion im Sport wurde Oettle bereits im Studium aufmerksam. Schließlich kam es im Rahmen seiner Masterarbeit zur Gründung des Vereins beneFit e. V. Dieser setzt sich zum Ziel, Menschen in prekären Lebenslagen Zugang zu sportlichen und anderen Bewegungsangeboten zu ermöglichen. Viele Aufgaben einer Vereinsgründung seien neu und daher herausfordernd gewesen, jedoch auch sehr spannend. Mit diesen wäre man sonst nicht in Berührung innerhalb eines Studiums oder der Institutsmitarbeit gekommen. Neben den kostenlosen Sportkursen, Gesundheitsworkshops und einer sozialen Beratungsstelle veranstaltet der Verein auch Sportevents, welche die gesamte Gesellschaft zusammenbringen sollen. Mittlerweile bietet Herr Oettle auch selber Seminare an, innerhalb derer Studierende eigene Sozialprojekte im Sportbereich entwickeln und sich als Trainer im Verein engagieren können. Für ihr beispielhaftes gesellschaftliches Engagement wurden Herr Oettle und der Verein mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

© Verein beneFit e.V. - gesellschaftliches Engagement in Studium und Lehre - Aus dem Vortrag von Lukas Oettle

 

Bioökonomie im landwirtschaftlichen Alltag

Schließlich stellte Dr.in Sarah May, Lehrende am Institut für Lehrende am Institut für empirische Kulturwissenschaft, ihr Freiraum-gefördertes Lehrforschungsprojekt "Bioökonomie ins Bild rücken" vor. Das von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderte und von der Abteilung Hochschuldidaktik unterstützte Projekt erforschte, wie Bioökonomie im landwirtschaftlichen Alltag umgesetzt wird. Die in enger Zusammenarbeit mit Landwirt*innen entstandenen Forschungsergebnisse trug die Projektgruppe mittels Ausstellungen ins öffentliche Bewusstsein. Die großen Lernfortschritte der Studierenden bei echten Forschungsprojekten motivieren Frau May zur Integration derselben in ihre eigene Forschung. Studierende würden hierbei nicht nur wichtige fachliche und berufliche Kompetenzen erwerben, sondern auch bezüglich ihrer Persönlichkeitsentwicklung profitieren. Der Austausch zwischen Landwirten und Studierenden sei ein Musterbeispiel dafür, wie forschungsorientierte Lehre Brücken zwischen Universität und Gesellschaft schaffe und die Wissenschaft in die Gesellschaft heraustrage. Veraltete universitäre Strukturen (z. B. zu kurzer zeitlicher Rahmen für solche Lehrprojekte, nur ein Semester, hoher Arbeits-/Betreuungsaufwand, meistens fehlende Mittel) begrenzten jedoch die Möglichkeiten, solche Brücken zu errichten, so Frau May. Dennoch würde sie das Projekt jederzeit wieder durchführen. Für die Zukunft wünsche sie sich, dass Transferlehre stärker bei der akademischen Karriere anerkannt werde und Lehrprojekte finanzielle Förderung erhielten. Die finanzielle Unterstützung der Stiftung für Innovation in der Hochschullehre sei bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Forschung und Lehre mit Landwirt:innen – Aus dem Vortrag von Dr. Sarah May

 

Kurzvorträge am "Markt der Möglichkeiten"

Über den Mittag hinweg öffnete der "Markt der Möglichkeiten" seine Pforten in zahlreichen Formaten mit Anregungen und Informationen für die eigene Lehr-/Lernpraxis. Für Studierende boten verschiedene Aussteller Informationen und individuelle Beratungen, z. B. zu Staff and Student Mobility in EPICUR, Mitmachmöglichkeiten bei studentischer Unternehmensberatung TriRhena e. V. oder bei der UniCross-Redaktion. Weiterhin gab es die Möglichkeit, sich in interaktiven Sessions über typische Berufsfelder und Praktika und den Erwerb von digitalen Skills zu informieren oder auch an einem Speed-Dating „Wissenschaft trifft Partner aus der Zivilgesellschaft“ teilzunehmen.

Für Lehrende und andere Besucher*innen stellten verschiedene Kurzvorträge interessante Beispiele des Wissenschaftstransfers in die schulische Bildung, transnationaler und interdisziplinärer Lern- und Lehrformate (EPICUR und COIL) sowie die Vorführung eines „unieigenen“ Messengers für datensichere Kommunikation und Zusammenarbeit für alle Uniangehörigen vor.

Links: Der Markt der Möglichkeiten lud mit Informationsständen, spontanen Sessions und Kurzvorträgen zu Austausch und Kennenlernen in lockerer Atmosphäre ein. Rechts: Treffen zwischen Dr. Günter Schmidt-Gess (LD), Stefanie Klose (UCF) und Hon. Prof. Dr. Schmidt-Vogt (Fakultät für Umwelt und Naturressourcen) und seinem Besuch von Lehrenden aus Bangladesch und Vietnam, die sich an der Universität Freiburg über neue Lehrformate informieren möchten.

 

Ritter, Sport und andere Kooperationen (SFB ⇄ Schule)

So berichteten Mathias Jehle, Lehrer an der Erhard-Junghans-Schule Schramberg und Mitarbeiter des von Prof. Dr. Wolfgang Hochbruck geleiteten SFB948-Teilprojekts „Helden in der Schule. Wissenschaftstransfer und schulische Bildung“, und dessen Schüler*innen von ihren Erfahrungen mit dem so genannten „Heldenbaukasten“, einem Online-Lehr-Lern-Portal, mit dessen Hilfe neuste Forschungsergebnisse in den Unterricht miteingebaut werden können. Die 9. Klässler*innen hatten dabei die Aufgabe, das Portal zu testen und den Forscher*innen Feedback zu geben. In kleinen Gruppen erarbeiteten sie gemeinsam die Merkmale eines Helden und begründeten dieselben. Über die Abwechslung, welche der Baukasten in den Schulalltag brachte, freuten sich die Schüler*innen sehr. Außerdem hatte dieser einen Raum für Kreativität und selbstständiges Denken eröffnet, laut den Vortragenden.

 

Discover EPIC Missions: Challenge-Based Learning for Real-World-Impact von EPICUR

Das Ziel von EPICUR ist es, Studierenden den Zugang zu Kursen anderer europäischer Universitäten sowie kurzfristige europäische Mobilität zu ermöglichen. Außerdem erprobt EPICUR innovative Lehrkonzepte und stellt diese anschließend den Studiengängen der beteiligten Universitäten zur Verfügung. Eines dieser transdisziplinären Lehrkonzepte sind die "EPIC Missions", innerhalb derer Studierende an reellen Projekten verschiedener externer Stakeholder, so genannten "Challenges", arbeiten. Das Programm umfasst unter anderem eine einwöchige, lokale Kickoff-Veranstaltung (zuletzt in Wien), bei welcher die Studierenden ihre europäischen Teammitglieder und Stakeholder kennenlernen. Dies berichtete das EPICUR-Team aus Freiburg, Stefanie Klose (Projektmanagerin und Lehrende am UCF) und Katharina Kiefel (Kommunikationsmanagerin). Studierende, die an einer EPIC Mission teilgenommen haben, konnten „im universitären Kontext aus dem universitären Kontext herausgehen“, zu Lösungen konkreter Probleme beitragen, eigene Fähigkeiten ausbauen, mit internationalen Teams und externen Stakeholdern zusammenarbeiten sowie neue Orte und fachfremde Themen kennenlernen, so der Studierende Aljoscha Kroy. Über den virtuellen EPICUR Inter-University-Campus (EIUC)  eine Plattform für virtuelle, physische und hybride Mobilitäten in der Lehre und im Studium  können sich interessierte Lehrende und Studierende über EPIC Missions und andere EPICUR-Angebote weiter informieren.

 

Uni-Messenger „Matrix“

Im nächsten Kurzvortrag stellten Hannah Baur und Marko Glaubitz von der Abteilung E-Learning den „Matrix“- Messenger“ vor. Dieser wurde als Lösung für synchrone Kommunikation innerhalb eines Teilprojektes von 4D (4 Dimensions of Digital and Didactic Development) entwickelt und soll allen Angehörigen der Universität Freiburg demnächst zur Verfügung stehen. Der "Matrix-Messenger" ermöglicht eine differenzierte, schriftliche Kommunikation in Form von Direktnachrichten und Gruppenchats sowie Videoanrufe. Über Matrix können außerdem spezifische Teambereiche, s.g. "Spaces", eingerichtet werden, um bestimmte Projekte und Aufgabenbereiche zusammenzubringen und zu koordinieren. Das Tool soll innerhalb der kollaborativen Lehre für den Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden, aber auch allgemein unter Lehrenden und Studierenden eingesetzt werden. Darüber hinaus soll der Messenger ebenfalls im Bereich von Arbeits- und Forschungsgruppen sowie der Verwaltung zum Einsatz kommen. Das Ziel ist die Förderung des Informationsaustauschs, der Teamkommunikation und der Zusammenarbeit. Dank seines föderalen Charakters kann "Matrix" nicht nur uniintern, sondern auch dezentral und institutionsübergreifend mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit kommuniziert werden.

 

Teaching, Support and Funding in Collaborative Online International Learning (COIL) 

Schließlich stellte Kathrin Jehle denCollaborative Online International Learning“-Ansatz (kurz COIL) und die neuen Fördermöglichkeiten für die Lehre vor. COIL ist ein kooperatives Lehr-Lernformat, mit welchem Lehrende weltweit „virtual international classrooms“ erschließen und gemeinsam Kurse gestalten und durchführen. Für Studierende bietet der COIL-Ansatz eine einfache Möglichkeit des Austausches und gemeinsamen Lernens in international gemischten Teams an. Das Format zeichnet sich durch flexible Inhalte und Dauer, Mehrsprachigkeit und seinen Fokus auf die Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden aus. Die Förderung über Global E-Teaching-Fellowships, welche das International Office und der Bereich Lehrstrategie und Digitalisierung (über das Projekt 4D) anbieten, schafft Freiräume für Lehrende, um digitale Lehrveranstaltungen mit ausgewählten Partneruniversitäten zu gestalten. Aus der Praxis teilte Dr. Stoyan Panov seine Erfahrungen mit diesem Format, mit dem er seit 2021 am University College Freiburg seine Lehre gestaltet, und gab seine Empfehlungen für erfolgreiche virtuelle Lehrkooperationen im internationalen Kontext ab.

Impulse aus drei Keynotes am Nachmittag und der Podiumsdiskussion

Am Nachmittag gingen drei Expert*innen in ihren Impulsvorträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Thema „Hochschullehre der Zukunft  gesellschaftliche Chancen und Herausforderungen“ ein:

  

„Hochschule der Zukunft? Eine Servicedienstleistung für die Gesellschaft!“, Dr. Anja C. Wagner

Dr. Anja C. Wagner, Mitgründerin der digitalen Bildungsagentur Frolleinflow, berät seit vielen Jahren Hochschulen zu ihrer digitalen Transformation, entwickelt OER-Selbstlernmaterialien und ist als kreative Trendsetterin und „Bildungsquerulantin“ eine gefragte Rednerin. Den Fokus ihres Vortrags legte die Referentin auf die KI und neue Herausforderungen für die Gesellschaft und Individuen, aber auch Chancen, die sich daraus ergeben.

In einem Exkurs verschaffte Frau Wagner den Teilnehmenden zunächst einen Überblick darüber, wie alle bisherigen Technological Turns die (Wirtschafts-)Welt veränderten und weiter verändern werden. Die KI als Basistechnologie des 21. Jahrhunderts werde weitreichende Folgen haben für die humane Erwerbsarbeit und für die Gesellschaft im Ganzen, die bis hin zu ihren Sicherungssystemen und der Bildung neu gedacht und organisiert werden müsse. Demgegenüber stellte sie dar, wie Deutschland und die EU in Sachen Technologiewandel hinterherhinken. Um mit dem rasanten Entwicklungstempo Schritt zu halten, brauche man in Deutschland eine neue Mentalität und eine „resiliente Fehlerkultur und Experimentierfreudigkeit“. Den Schätzungen des World Economic Forums zufolge müssten sich weltweit bis 2030 1-1,5 Mrd. Erwerbstätige im Soft-Skills-Bereich radikal umschulen. Soft-Skills (z. B. digitale Kompetenzen) seien im Hinblick auf berufliche Chancen mittlerweile wichtiger als reine Hard-Skills (sprich Fachwissen).[1]

Wie drängende Herausforderungen und Technologien damaliger und heutiger Gesellschaften auch das Verständnis von (Hoch-)Schulbildung veränderten, sollte ein kurzer historischer Exkurs zeigen: Das herkömmliche Top-down-Bildungsverständnis stehe in einem „Battle“ mit den Bottom-up-Wissenstransfer-Ansätzen des Sozialen Lernens, z. B. in Dritten Plätzen, Crowd-Sourcing, Peer-to-Peer-Lernen, Lernen im Netzwerk, so Wagner.

Als Antwort auf die Fragen, welche Skills in der Arbeitswelt zukünftig gebraucht werden und wie die Hochschulen mit der generativen KI umgehen, zitierte Wagner zwei aktuelle Umfragen. Laut einer weltweiten Umfrage der Top 100 Tools for Learning 2023 stieg ChatGPT bereits nach YouTube, Google Search und Microsoftteams auf den vierten Platz[2]. Einer Blitzumfrage im Auftrag des Hochschulforums Digitalisierung in seiner Community[3] zufolge sei Chat-GPT im Hochschulalltag zwar längst angekommen, aber noch zu wenige Hochschulen böten unterstützende Regulierung oder Hilfestellungen zur generativen KI, geschweige den Zugang zu ChatGPT-Lizenzen.

Aus dem Vortrag von Dr. Anja C. Wagner, links: Top Software und Lernplattformen, toptools4learning.com; rechts: Zukunftskompetenzen, auf die es ankommt: https://nextskills.org/future-skills-finder/                                               

 

Im „Future Skills Turn“, der Kompetenzwende, die sich bereits heute vollziehe, brauche es überzeugende Zukunftskonzepte für die Hochschulbildung. In diesen stehe dann nicht mehr die Funktion des Wissenstransfers im Mittelpunkt, sondern die Unterstützung der Studierenden bei der Entwicklung von Future Skills[4]. „Future Skills sind Kompetenzen, die es Individuen erlauben, in hochemergenten Handlungskontexten selbst organisiert komplexe Probleme zu lösen und (erfolgreich) handlungsfähig zu sein”[5]. Neben Wissenserwerb seien die Reflexion von Werthaltungen und die Entwicklung von Fähigkeiten bedeutend[6].

Spätestens wenn Künstliche Intelligenz menschliches Personal substituiere und wir nicht oder nur noch wenig erwerblich tätig seien, stünden die persönliche Entwicklung und Individualität des Menschen im Vordergrund. Dementsprechend werde es die Aufgabe des Bildungssystems sein, Persönlichkeiten zu bilden, Charaktere auszuprägen und Entwicklungsorientierung zu geben, so Wagner. 


[1] Aus dem Beitrag von Anja C. Wagner „ChatGPT & Co. & der Druck auf die Institutionen“ vom 23.01.2023, https://www.piqd.de/users/anja.wagner/piqs/chatgpt-co-der-druck-auf-die-institutionen.

[2] “Annual Top Tools for Learning List” from 17th Annual Tools for Learning survey. toptools4learning.com.

[3] Anmerkung der Verfasserin: Die Befragung „ChatGPT-Lizenzen an Hochschulen” im Auftrag des Hochschulforums Digitalisierung fand Ende Juni 2023 unter den Hochschulmitarbeitenden aus der Community (über Social-Media-Kanäle) statt und ist nicht repräsentativ. Daher sind die Zahlen mit Vorsicht zu interpretieren. Die Autoren weisen selbst darauf hin und nennen sie „Stimmungsbarometer“, https://hochschulforumdigitalisierung.de/news/trotz-fehlender-lizenzen-chatgpt-an-hochschulen-laengst-alltag/.

[4] Future Skills Profile ist ein Konzept aus den dreiteiligen langfristigen Forschungsprojekten der Arbeitsgruppe zur digitalen Transformation von Bildung und Lernen unter der Leitung von Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). 

Ehlers, Ulf-Daniel (07/2022): Future Skills – Zukunft der Hochschule und Zukunft des Lernens. 17 Kompetenzprofile für die Zukunft der Hochschulbildung. Kurzfassung der NextSkills-Studie zu Future Skills, S. 3, https://nextskills.org/wp-content/uploads/2023/01/Future-Skills-Report-Layout_V9.pdf.

[5] Ehlers, Ulf-Daniel (2020): Future Skills. Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft. Wiesbaden: Springer VS, S. 57.

[6] Ehlers (2022), S. 3.

 

 

„Die Wahrheit wird euch freimachen oder Apokalypseblindheit: Zwei Seiten einer Medaille“, Prof. Dr. Michael Müller

Prof. Dr. Michael Müller vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften treibt seit Jahren eine curriculare Verankerung der nachhaltigen Pharmazie an der Universität Freiburg voran. Mit seinem Vortrag problematisierte Prof. Müller die fortschreitende Umweltzerstörung im Anthropozän, die irreversible Folgen für die Menschen haben werde. Hierzu demonstrierte er in seiner Forschung, wie in den Weinen über den Zeitverlauf die Konzentration von per/polyfluoroalkyl substances, den sog. „forever chemicals“, ansteigt.

Mit ihrem Handeln und generell dem technischen „Fortschritt“ tragen die Menschen zur Umweltzerstörung bei. Man müsste das gerade in der Forschung und Lehre erkennen und vermitteln. Denn isoliertes Betrachten eines Problems durch die Paradigmenbrillen einzelner Disziplinen generiere (hier) nur partielles Wissen. Als Beleg zitierte Müller eine Meta-Studie[1], laut welcher selbst unter Verwendung derselben Daten und Hypothesen zwischen verschiedenen Forschenden ein großes „Universum der Unsicherheit“ herrscht. Erst mit systematischen Metastudien zu den idiosynkratischen Vorgehensweisen bei Datenanalysen[2] kann laut den Autoren die Variation in Ergebnissen und Schlussfolgerungen zwischen den Forschenden offengelegt werden. Das erkläre die nach wie vor bestehenden Kontroversen in der empirischen Forschung und fordert „eine größere epistemische Demut und Klarheit bei der Berichterstattung über wissenschaftliche Ergebnisse“, so die Studienautoren.

 

Mechanismen der Akkumulation von „forever chemicals“ in der Umwelt und Weinen - Aus dem Vortrag von Prof. Dr. Michael Müller

Die Universität der Zukunft müsse anstelle einer wissensgeleiteten „Lernfabrik“ zu einer echten Bildungseinheit werden. Anstatt zu lehren, wie bloße Fakten generiert werden, soll sie einen Raum bieten für Diskurs und Reflexion, für ungemütliche Fragestellungen und Fragen ohne Antworten oder Lösungen, so Müller. In Zeiten, in denen Populisten weltweit mit verlockenden eindeutigen Lösungen erstarken, brauche es mehr denn je der „‘Ambiguitätstoleranz‘, d. h. der Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten zu ertragen und zu akzeptieren, bei sich und den anderen“ zitierte Müller aus dem Thomas Bauers renommierten Werk „Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt“[3]. Eine solche Disposition der Offenheit für Unbestimmtheit ließe sich trainieren, z. B. mit Hilfe der Kunst. Universitäten könnten dazu ihren Beitrag leisten, so Müller. Für ihn sind das University College Freiburg (UCF); das interdisziplinäre Ethikseminar; das Seminar ‚Planetary Health – Global Illness‘ (BNE Lehrpreis); die Günther-Anders-Forschungsstelle; das in der Diskussion stehende intransfakultäre Institut für Nachhaltige Pharmazie; das Freiburger Philosophicum und andere Initiativen und Einrichtungen mit einer inter- und transdisziplinären Perspektive vielversprechende Beispiele zeitgemäßer Lehrentwicklung an der Universität Freiburg. Von den heutigen Studierenden hänge es ab, wie die Zukunft aussehe, so Professor Müller.



[1] Douglas Massey (Ed.) „Observing many researchers using the same data and hypothesis reveals a hidden universe of uncertainty.“ Princeton University, Princeton, NJ; In PNAS 2022 Vol. 119 No. 44. https://doi.org/10.1073/pnas.2203150119.

[2] Ergänzung der Verfasserin: Aber auch zu unterschiedlichen Vorwissen und Annahmen.

[3] Thomas Bauer (2018): Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Reclam.

 

„Herausforderungen für die Lernwelt der Hochschule und die Gestaltung zukünftiger Lernareale“, Prof. Dr. Richard Stang

Unser dritter Gastredner, Prof. Dr. Richard Stang von der Hochschule der Medien/Stuttgart, beschäftigt sich seit über 20 Jahren in Lehre und Forschung mit Medien und Lernwelten. In seinem Vortrag teilte Stang seine Analysen und Beobachtungen zu den Fragen: Wie soll die Lehr-Lernumgebung an der Hochschule der Zukunft aussehen, in der auch Austausch mit der Gesellschaft möglich ist? Passen die Hochschullernräume zu den Herausforderungen?

Obwohl seit 30 Jahren darüber geforscht werde, sei in der Praxis noch nicht viel passiert. Folgende Paradoxien hielten sich hartnäckig: Perspektivenwechsel from teaching to learning vs. Festhalten an traditionellen Unterrichtsstrukturen; Bedarf nach innovativen Raumkonzepten vs. Festhalten an Hörsälen und klassischen Seminarräumen; Zielgruppenorientierung vs. mangelnde Beteiligung der Studierenden an der Strategieentwicklung. Hochschulen müssten mit verschiedenen Herausforderungen umgehen können, neben der Digitalisierung auch mit der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei werde entscheidend sein, wie sie ihre Lehr-Lernstrukturen gestalten.

Warum ist der Raum so wichtig? Räume, z. B. Hörsäle, schaffen Strukturen durch die Raumorganisation. So repräsentieren sie etwa Machtverhältnisse. Wie wichtig der physische Raum für Lernende ist, war spätestens während Corona greifbar. Es gilt, sich der Wirkung des Raumes bewusst zu werden. In den meisten Fällen bestimmt der Raum noch immer die Didaktik. Dabei gehöre zur pädagogischen Professionalität im Hochschulkontext, wie man die Lern-/Erfahrungsmöglichkeiten inszeniere.

Es gehe darum, „enabling spaces“ („Ermöglichungsräume“), für die Lernenden zu schaffen, die Prozesse der Innovation, des individuellen und kollaborativen Lernens und der Wissensgenerierung ermöglichen und unterstützen würden, diese aber nicht explizit oder mechanistisch vorgäben[1].

 

Folienkollage der Verfasserin, aus dem Vortrag von Prof. Richard Stang

 

Als Beispiel eignen sich nach Stang die vielen öffentlichen Bibliotheken, deren Transformation in den letzten 10–15 Jahren mit dem Vier-Raum-Modell[2] beschrieben werden könne. Sie zielten darauf, Erlebnis, Empowerment, Beteiligung und Innovation in einem Raumkonzept zu ermöglichen. Werde der Raum verändert, verändere sich auch die Denkweise. Es gehe darum, die Veränderung didaktischer Konzepte unter Einbezug digitaler Medien in den Blick zu nehmen. Die Raumgestaltung bei der Frage der Öffnung nach außen werde zur zentralen Herausforderung. Lernräume neu denken hieße aber auch Hochschulen neu denken.

 


[1] Peschl, Markus / Fundneider, Thomas (2012): Räume bilden Wissen. Kognitive und epistemologische Grundlagen der Ermöglichung von Wissensgenerierung in Enabling Spaces. In: Schröteler von Brandt, Hildegard et al. (Hrsg.): Raum für Bildung. Ästhetik und Architektur von Lern- und Lebensorten. Bielefeld.

[2] Jochumsen, Henrik et al. (2014): Erlebnis, Empowerment, Beteiligung und Innovation: Die neue Öffentliche Bibliothek. In: Eigenbrodt, Olaf / Stang, Richard (Hrsg.): Formierungen von Wissensräumen. Berlin/Boston, S. 67.

 

Zusammenfassung der Podiumsdiskussion

In der anschließenden Podiumsdiskussion, an der neben den drei Gastreferent*innen des Nachmittags auch Philipp Stöcks, Alumni der Uni Freiburg und heute Referent für Bildung & Arbeit an der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech), teilnahm, wurden die vielen Anregungen zur „Hochschule der Zukunft – gesellschaftliche Chancen und Herausforderungen“ weiter diskutiert. Die Moderation übernahm Dr. Günter Schmidt-Gess, Leiter des Bereichs Lehrstrategie und Digitalisierung. Auf die Frage danach, was Herrn Stöcks im Studium geprägt hat, nannte er seine Erfahrungen mit EPIC-Missions, das Gemeinschaftsgefühl und die Identität durch Austausch mit Lernenden und Studienkommiliton*innen, aber auch Grenzen der disziplinären Differenzierung, die ihm sich in seinem Doppelstudium der Physik und der Gender Studies aufgetan haben.

Schmidt-Gess fasste die Empfehlungen der Impulsredner*innen für ganz unterschiedliche Schwerpunkte zusammen (mehr digitale Kompetenzen im Studium bzw. Future Skills vs. mehr Fokus auf Transdisziplinarität, Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung vs. Notwendigkeit neuer Lehr-Lern-Architekturen). Wo solle man angesichts begrenzter Ressourcen – Geld und vor allem Zeit – für die Verbesserung der Bedingungen von Lernen und Lehre an unserer Universität die Prioritäten setzen?

 

Im Podium (v.l.n.r.) Dr. Günter Schmidt-Gess, Philipp Stöcks, Prof. Dr. Michel Müller, Prof. Dr. Stang und digital zugeschaltet Dr. Anja C. Wagner

 

Resümee: Bildung sei nicht nur eine Frage der begrenzten Ressourcen, Geld oder Zeit. Das Problem seien nicht die fehlenden Investitionen in die Bildung bundesweit, sondern der Wille, die vorhandenen Bildungsressourcen gesamtgesellschaftlich zu bündeln und umzugestalten, damit sie effizienter eingesetzt werden können. Das Internet biete als Lernraum seit über 30 Jahren derartige Synergiemöglichkeiten (z. B. OER), die man noch stärker nutzen könnte. Im Bereich des lebenslangen Lernens fehlen den meisten Hochschulen noch die Visionen und Konzepte, so Wagner.

Möblierung flexibler zu machen, koste nicht viel Geld. Es mangele eher an Konzepten und Visionen für Lern-Lehr-Areale an den Hochschulen, die als „enabling spaces“ fungieren. An den Hochschulen der Zukunft hingegen würden klassische disziplinverhaftete Lernstrukturen ein Stück weit aufgelöst und neue Stundenpläne innerhalb eines projektorientierten, transdisziplinären Studiums implementiert. Dort dürfen die Studierenden aus eigenen Fehlern lernen, indem sie z. B. selbst die Gelegenheit bekommen, das Institut zu leiten. Der Heterogenität der Lernenden würde Rechnung getragen werden, indem auch Lernschwächere unterstützt würden, so Stang.

Die Bologna-Reform der Hochschulbildung sei besser als ihr Ruf: Im Zuge der Umstellung von den alten Staatsexamen- auf Bachelor- und Masterstudiengänge seien mehr Freiräume entstanden als bisher angenommen (zumindest im Pharmaziestudium). Die Modularisierung ermögliche eine Flexibilität in Staatsexamensfächern, die es früher nicht gegeben habe. Dies betreffe das wissenschaftliche Arbeiten, Auslandssemester, Individualisierung, Spezialisierung, aber auch Forschungssemester. Außerdem ermögliche die Modularisierung auch eine transdisziplinäre Vernetzung, etwa von Naturwissenschaften und Philosophie (s. Ethik), Theologie und Jura, Soziologie und Sportwissenschaften etc. Trans- und Interdisziplinarität setzten die Existenz von Disziplinen voraus. Während nach wie vor Disziplinen und Spezialisten benötigt würden, erforderten die Probleme unserer Zeit, z. B. der Klimawandel, einen ganzheitlichen Ansatz, damit diese überhaupt erkannt, diskutiert und gelöst werden könnten. Die Universität Freiburg verfüge als Volluniversität und Dank ihrer hervorragenden Wissenschaftler*innen und Lehrenden über ideale Voraussetzungen, hierin voranzugehen. Es mangele jedoch an einer adäquaten strukturellen Verankerung der Transdisziplinarität. Sicher müssen infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen werden, wie z. B. die dringend benötigten neuen Gebäude, in denen dann zeitgemäße Lernarchitekturen ihre Gestaltung annehmen können, so Müller.

Die NextSkills-Studie (Ehlers (07/2022), S. 3) identifiziert vier mögliche Zukunftsszenarien für die Hochschule der Zukunft:

  • Szenario 1: Die Future Skills-Universität
  • Szenario 2: Die multi-institutionelle Netzwerk-Universität
  • Szenario 3: Die personalisierte MyCurriculum-Universität
  • Szenario 4: Die Lifelong Learning-Universität.

 

Welches Hochschulprofil die Universität Freiburg in den nächsten 5 bis 10 Jahren besonders auszeichnen wird, steht noch offen. Vorstöße in alle vier Richtungen sind erkennbar: von strukturierter Interdisziplinarität im University College Freiburg (UCF) über die Einführung neuer inter- und transdisziplinärer Studiengänge (z. B. M.A. Nachhaltige Pharmazie), der Entwicklung eines Modells zur Optimierung bzw. Flexibilisierung der Studieneingangsphase, erste Angebote an Zertifikatsprogrammen im Tandemteaching in grundständigen Studiengängen (z. B. School of Medieval and Neo-Latin Studies, Zertifikat Nachhaltigkeit) bis hin zu berufsbegleitender Weiterbildung (z. B. Weiterbildungsangebote und online Studiengänge der Technischen Fakultät).

An der Weiterentwicklung der Universität Freiburg der Zukunft können wir alle (Lehrende, Studierende, Hochschulverwaltung und -leitung) bereits heute aktiv mitwirken. Über ihre Studierenden hat die Universität Freiburg letztlich den größten Einfluss auf die Gesellschaft, denn es sind die Studierenden, die nach ihrem Studium „die Welt verändern“ (Schwarze, Prorektor für Studium und Lehre).

 

 

 

Hier können Sie sämtliche Tagungsmaterialien (Videoaufnahmen, Folien zu den Vorträgen, weitere Infos zu den Beiträgen und Referent*innen sowie das Tagungsprogramm) einsehen und den Tag des Lernens und Lehrens 2023 Revue passieren. Alternativ wählen Sie bitte den Link ufr.link/tdll2023 in Ihrem Browser und loggen Sie sich nach dem Beitritt zum Ilias-Inforaum mit Ihrem Uniaccount ein.

 

Dr. Irina Siegel und Norman Scherg 

Team Lehrstrategie und Digitalisierung